Leseprobe #6

Leseproben zum Buch „Fluch der Kindheit

 

1. Leseprobe:

Auszug aus dem Buch „Fluch der Kindheit“ eine Lebensgeschichte der Autorin

Ein verhängnisvoller Badetag        

( Judith Dagota )

Als Judith in die zweite Klasse kam, hatte sie schon einen großen Freundeskreis. Gern stromerten die Kinder an dem sich durchs Dorf schlängelnden Bach entlang. Und im Sommer verstand es sich von selbst, dass dieser breite Bach, über den sich etliche Brücken streckten, zum Baden genutzt wurde. Oft reichte sein Wasser den Badenden jedoch kaum bis zum Knie. Da entstand natürlich bei sommerlichen Regengüssen, die sich zu jener Zeit viel öfter als heutzutage über das Land ergossen, eine äußerst freudige und ausgelassene Badestimmung.
Und an so einem Tag begann sich das Leben der kleinen Judith schockierend zu ändern und ein einziger Alptraum zu werden!
Es war wieder einer der erwähnten Regengüsse vom Himmel gekommen, gerade als die letzte Schulstunde begann. Kaum bimmelte die Glocke zum Schulschluss, da rannten die Kinder wie von einer Tarantel gestochen heimwärts. Klaus, der Klassenkamerad vom Nachbarhaus lief, Judith hinter sich herziehend, die elterliche Steintreppe hinauf, warf seinen Ranzen in die Ecke, zog sich in Windeseile Hemd und Hose aus. Schon stand er in Badehose vor seiner Schulfreundin: „Los komm, nun zu euch! “ Weiter ging die wilde Jagd, rein ins alte Lehmhaus; auch hier flog der Schulranzen in die Ecke.
Dann schnappte sich Judith ihren Badeanzug aus dem Schrank und stand dem Freund an Tempo beim Umziehen in nichts nach; kaum, dass die beiden wahrnahmen, wie die Gardine zur Seite geschoben wurde und ein Jungenkopf durchs offene Fenster hereinschaute, sausten sie auch schon wieder aus dem Haus. Keine zweihundert Meter weit und beide standen überglücklich mit anderen Jungen und Mädchen  in einer Wassermasse, die der kleinen Judith fast bis zum Bauch reichte. Und noch immer stieg das Wasser im Bach. Das war ein Quietschen und Schreien, wie es das Dörfchen wohl selten bei einer Wasserschlacht erlebt hatte.
Abgekämpft, die langen Flechten triefend vor Nässe, aber überaus gut gelaunt, trollte sich das Kind am späten Nachmittag in Richtung des alten Lehmhauses.
Während sich Judith die nassen Sachen abstreifte und ihren Körper in ein wuschelig weiches Frotteetuch hüllte, überrollte sie ein Kälteschauer, der von einer abergläubigen Person sicher als böse Vorahnung gedeutet worden wäre. Denn als sie sich zitternd das kurze Leinenhemdchen überstreift, wird sie plötzlich von hinten gepackt. Zu Tode erschrocken schaut sie beim Umdrehen direkt in die ihr unheimlich erscheinenden Augen des großen Bruders: „So, jetzt habe ich dich erwischt! Du hast dich vor deinem Freund nackig ausgezogen. Wenn ich das Mutti erzähle, wirst du nichts mehr zu lachen haben! “ Vor Furcht die Augen weit geöffnet stottert sie : „Aber, ich habe mich doch bloß…. .“ Böse lachend unterbricht er sie: „ Das sah aber ganz anders aus. Mal sehn, wem Mutti und Vati mehr glauben! “ Entsetzt zuckt sie beim Erwähnen des Vaters zusammen: „ Bitte, bitte, sag doch nichts! “ – „Was bekomme ich dafür? “ –  „Was du möchtest! “

Der vierzehnjährige Bruder stillte seine Neugierde, indem er ihr Hemdchen hob, sie, wie schon einmal im Keller, untenherum betatschte, ihr befahl, sich hinzulegen um ihr die dürren  und zitternden Beine zu spreizen. Dann trieb er seinen Finger weit hinein in ihre Scham, so, dass sie vor Schmerzen laut aufschrie.

Und hiermit begibt sich die fast sechs Jahre jüngere Schwester  in die Macht ihres großen Bruders und erst nach über acht Jahren findet sie endlich so viel Mut, um sich gegen diesen aufzulehnen. Der seelische Schaden ist, wie später die Psychotherapeutin richtig erkennt, nicht mehr reparabel.

Zum Glück der Kleinen quietschte da die Hoftür; die Mutter kam von der Feldarbeit zurück. Der Bruder stürzte mit den Worten: „Schnell, zieh dich an! “ auf den Hof und lenkte die nichtsahnende Frau mit einem Gespräch über eine bevorstehende Elternversammlung ab. Nach einer ganzen Weile  kamen Mutter und Sohn ins Zimmer. Das Mädchen saß über eins ihrer Schulhefte gebeugt.
In dieser Nacht fiel das Kind erst in den frühen Morgenstunden in einen von Alpträumen belasteten Schlaf.

 

2. Leseprobe:

Auszug aus dem Buch „Fluch der Kindheit“ eine Lebensgeschichte der Autorin
(Judith Dagota)

Unsere erste Bootsfahrt

„  ……..Winkend und laut rufend standen Judith, Max und Toni wenige Tage später am Ufer der Elbe, um den Vater in seinem neu gekauften Boot in Empfang zu nehmen.
Natürlich ließ auch die erste gemeinsame Fahrt nicht auf sich warten. Der Mond erinnerte zwar daran, dass die Kinder bald ins Bett gehörten. Doch eine kurze Mondscheinfahrt auf der Elbe war einfach zu verlockend. So stiegen denn alle in das kleine Boot und ab ging die Fahrt. Nach einem kurzen von lebhaftem Kreischen begleiteten Wende – Manöver fuhr Kay mit dem Boot zunächst stromaufwärts. „ Dann sind wir bei der Rückfahrt schneller wieder zu Hause. Denn  gegen die Strömung muss sich der Motor ganz schön quälen, “ erläuterte Kay  seine Handlungsweise. Nachdem sich der Kahn mühselig drei km stroman gekämpft hatte, wendete der Vater zur Talfahrt. Durch den vom eigenen Motor produzierten Wellengang hopste das leichte Holzboot munter bald pfeilschnell werdend, stromab. „Schade! Jetzt sind unsere Wellen alle.- Aber guckt mal! Dahinten kommt ein großer Tanker! Der wühlt doch das Wasser immer besonders doll auf, da kommen bestimmt ganz fetzige Wellen! “ ,rief das
begeisterte Mäxchen. Schneller als erwartet, kamen sich das riesige und das winzige Fahrzeug näher. Mit weit aufgerissenen Augen schauten die Vier auf den gewaltigen und monströsen Dettmar Tanker.
Judith rief ängstlich : „ Kay du bist zu dicht an diesem Riesenkahn,  du musst ihm mehr Platz machen! “ –  „ Weiter ans Ufer kann ich nicht, sieh doch wie er vom Ufer das Wasser weg saugt! “ Judith rief: „ Du meine Güte, von Weitem sieht das immer so harmlos aus, hoffentlich saugt der uns nicht unter sich! “ Kay beruhigte seine Familienmitglieder. Doch so ganz ruhig wirkte auch er nicht. Endlich war das Monster vorbei; und nun türmte sich vor dem kleinen Kahn eine schäumende Wellenpracht. Laut jauchzten die Kinder als die erste Hürde genommen war. Doch die Freude wich sehr schnell abermaligem Herzklopfen. Das winzige Boot begann zu springen wie ein störrischer Esel. Immer höher hinauf und tiefer hinab hopste der kleine Kahn. „Haltet euch fest, jetzt kommt die größte Welle! Dann ist das Schlimmste überstanden, “ spornte der Käpten seine Familie an. Eine riesige Bugwelle schlug über das Verdeck ins Boot hinein, benetzte die Insassen und entriss Judith einen lauten Schrei: „ Au, mein Kopf! “ Nicht gerade zärtlich war eine Deckenverstrebung mit ihr in Kontakt getreten. Noch völlig aufgelöst schauten alle auf die Mutter, welche sich mit schmerzlich verzogenem Gesicht die schnell wachsende Beule rieb. Ihre drei „ Männer “ wollten sich schier ausschütten
vor Lachen.
„ Lacht nicht über mich, guckt lieber links zum Ufer! Wir sind nämlich fast zu Hause, “ maulte Judith daraufhin. Und dann, fast wie aus einem Mund erklang es: „ I – was ist denn das? Wasser im Boot! Unser Kahn ist leck! “ Judiths Beule hatte völlig das Interesse verloren. Mit Büchse, Schwamm und den hohlen Händen schöpften alle vier das stetig steigende Wasser aus ihrem Kahn.
„ Max, hier nimm meinen Schwamm, da bekommst du mehr mit raus. Ich lenke jetzt das Boot ans Ufer, “ wandte Kay sich an seinen Großen. Und mit Vollgas steuerte der in Seenot geratene Sportbootfahrer seine wasserdurchlässige Jolle ans nahe Ufer.
„Na, das ist ja noch einmal gut gegangen, “ meinte Klein – Toni und der Papi fügte hinzu „ Hoffentlich hat der Tanker mit seinem starken Wellengang nicht zu großen Schaden angerichtet! Es ist eben kein neues Boot mehr. Na, morgen sehen wir mehr. “
Doch das war ein Trugschluss. Sie sahen nichts – das Boot war weg! Verdutzte Blicke suchten den Strand ab.
Und gleich beratschlagten die Kinder, ob es geklaut oder abgetrieben sei. „ Nichts dergleichen, “ sagte der Vater. Ich sehe nämlich die Bootsleine. “ Und Judith fügte hinzu : „Und die ist straff! Du meine
Güte, das Boot liegt auf Grund! “
So sehr sie sich auch mühten, ihr kleines U- Boot bewegte sich keinen Meter vorwärts.

 

3. Leseprobe:

Auszug aus meinem Buch „Fluch der Kindheit“, eine Lebensgeschichte der Autorin

(Judith Dagota)


 
Meine Gedanken sagten mir: „Nun lass’ die ständigen Ausreden, mach’ endlich Schluss!“ 

 Und kurze Zeit später saß ich tatsächlich über diese wissenschaftliche Ausarbeitung. Ich spürte sehr bald, dass diese Beschäftigung auf meinen derzeitigen Gesundheitszustand wie Medizin wirkte. Zum Grübeln blieb nun keine Zeit mehr. Durch wochenlanges, intensives Arbeiten entstand ein umfangreicher Bericht über meine schulische Arbeit, gegliedert und angelegt wie eine Diplomarbeit. Da mir das Schreiben schon immer mehr Spaß als freies Sprechen gemacht hatte, ging die Schreibarbeit auch zügig voran.

 Doch fast wäre mein „ Erstlingswerk ” nie fertig geworden. Denn so wohl ich mich auch beim Schreiben fühlte, meine Psyche blieb krank wie bisher. Nur dem aufmerksamen Beobachten meines Mannes habe ich es zu verdanken, dass ich auch heute noch schreibe und mich an „meinem ” Buch versuche.

 Die Faschingszeit war in vollem Gange. Und Kay wollte nun nach der Trauerzeit einfach mal wieder ausgehen. Da bot sich eine Veranstaltung im Nachbarort mit Faschingsprogramm und anschließendem Tanz geradezu an. Nach einigen Überredungskünsten meines Mannes willigte ich schließlich ein. Im vollgestopften Saal herrschte eine ausgelassene Atmosphäre. Die Tische waren so dicht zusammengequetscht, dass die Kellner Mühe hatten die Durstigen zu bedienen. Ich fühlte mich äußerst unwohl. Der Lärm, die Enge, der sich vermischende Körperdunst verunsicherten mich. Aber es fiel nicht auf, wenn ich mich ganz dicht an meinen Kay kuschelte. Viel zu Trinken bekamen wir an diesem Abend nicht, doch das Programm konnte sich mit so mancher Fernsehveranstaltung messen. Die Bauchmuskeln wurden während der Darbietungen geradezu massakriert. Immer mehr Körpermief und Deodorantdüfte umkreisten die in Schweiß gebadeten Zuschauer. Als das gelungene Programm beendet war, hatte eigentlich niemand mehr so recht Lust das Tanzbein zu schwingen. Zum Erzählen war es jedoch viel zu laut. So beschlossen auch wir, uns eben in das Gedränge der Tanzenden zu begeben.

 Als ich unter den Tänzern einen Arbeitskollegen entdeckte, winkte ich ihm voller Freude zu. So ganz allmählich steckte auch mich die Fröhlichkeit der anderen an. Ich hatte das Gefühl endlich wieder aufzutauen und tauschte im Vorübertanzen mit dem erwähnten Kollegen ein paar nette Worte. Aus welchem Grund auch immer, Kay reagierte eifersüchtig und wir zankten uns beide mitten auf der Tanzfläche. So schnell wie gekommen, waren meine aber auch Kays gute Laune dahin. In eisigem Schweigen, die vorher innige Umarmung nur noch angedeutet bewegten wir uns steif nach der fröhlichen Tanzmusik.

 Da überkam mich mit voller Wucht ein überstarkes Gefühl der Einsamkeit. Ich spürte das Groteske der momentanen Situation in solcher Stärke, dass mein Umfeld wie in Nebel gehüllt erschien – als wallende Masse, die mich verhöhnend anfeixte. Nur noch einem einzigen Gedanken war ich ausgeliefert: Alles ist Lug’ und Trug’! Wir bewegen uns als seien wir fröhlich wie all’ die anderen Tänzer, obwohl Kay mir misstraut. Aber Vertrauen und Achtung sind die Grundvoraussetzungen jeder Liebe überhaupt. Also liebt er mich nicht wirklich. Ich bin allein und ungeliebt. Ehe, Familie alles ist nur Schein, nur ein Vortäuschen einer super heilen Welt. Vorgetäuscht ist alles – das ganze Leben. Ich bin allein, allein, allein! Mir schien, als würde dieser Schmerz der Einsamkeit in jedem Moment mein Herz und meine ganze äußere Hülle wie eine einzige gewaltige Detonation in tausend Stücke zerreißen. Mich von meinem Mann losreißend stürzte ich weg von dem Knäuel falscher und scheinheiliger Menschen, hinaus in die Kälte des Winterfrostes. Mit Stöckelschuhen und dünnem Kleid hastete ich die Straße entlang dem Ortsausgang zu. Nach Hause, nur nach Hause wollte ich, mich vor Sehnsucht nach Geborgenheit irgendwohin verkriechen. Die Chaussee war dunkel und menschenleer, hin und wieder vom schnellen Vorbeifahren eines Autos kurz erhellt. Immer, wenn ein PKW seine Scheinwerferstrahlen leckend über die Straße gleiten ließ, flüchtete ich mich in den angrenzenden, gottlob wasserfreien Graben. In gebückter Haltung spürte ich die grelle Helligkeit über meinen Körper huschen, ängstlich bemüht von niemandem erkannt zu werden. Mit dem verklingenden Motorenlärm stapfte ich mit schneegefüllten Tanzschuhen wieder hinaus aus dem Graben der nun stockfinsteren Fahrbahn entgegen. Ein großer Schreck erfasste mich, als plötzlich Lachen und fröhliche Wortfetzen an mein Ohr drangen. Schlagartig wurde ich mir meiner Situation bewusst: eine in beiden Orten bekannte Lehrerin in Partykleidung, trotz des strengen Winterfrostes mutterseelenallein in Richtung Heimweg. Und wieder hastete ich dem Schutz des Grabens zu. Tief schmiegte ich mich in den eisigen Schnee: „ Mein Gott, was tue ich hier, bin ich verrückt? ” Getrieben von der Absonderlichkeit meiner Gedanken, der Finsternis und der eisigen Kälte hastete ich nach Hause. Wie ein gejagtes Tier suchte ich den Schutz meiner Behausung. Mechanisch und in aller Eile entkleidete ich mich und machte mich für die Nachtruhe fertig. Vor Kälte zitternd, aber von den erschreckenden Gedanken wie gelähmt, kuschelte ich mich tief in mein Federbett. Die Leere, die unerträgliche Einsamkeit blieb. Und plötzlich wusste ich, was ich zu tun hatte. Nur ich selbst konnte diesen Zustand beenden. Der Gedanke an meine Kinder brachte mich dieses Mal nicht von meinem Vorhaben ab, sondern verstärkte den Zwang – jetzt sofort mein Leben zu beenden. Meine Gedanken sagten mir: „Nun lass’ die ständigen Ausreden, mach’ endlich Schluss! Alles ist besser als eine verrückte Mutter zu haben! ” Diese endgültige Entscheidung umhüllte mich mit einer inneren Ruhe, die jedes schmerzliche Gefühl in mir erstickte. Schon fast gleichgültig, marionettenhaft schluckte ich eine Schmerztablette nach der anderen hinunter, bis die vorher gefüllte Schachtel leer war. Unfähig noch einen Gedanken zu fassen außer: „ Ruhe, endlich Ruhe; ” ließ ich mich in die Kissen gleiten. Kurze Zeit später befand ich mich in der Welt des Schlafes, der so hoffte ich, ein endgültiger sein sollte.

 Kay, der betroffen meine Flucht zur Kenntnis genommen hatte, zunächst verärgert auf meine Rückkehr wartete, wurde schließlich von Unruhe ergriffen und machte sich auf die Suche nach mir. Da Handtasche und Mantel von mir zurückgelassen wurden, vermutete er mich in der Nähe des Tanzsaales. Alles Suchen blieb erfolglos. Schließlich schnappte er sich meine Sachen und marschierte eilig ausschreitend nach Hause. Dort angekommen fand er mich in tiefem Schlaf. Nichts deutete auf die Einnahme der Tabletten hin, weil ich sorgfältig alle verräterischen Spuren in den Nachtschrank verstaut hatte.

Doch eine innere Unruhe muss meinen Kay dazu getrieben haben mich zu wecken um mit mir sprechen zu wollen.

 Und so empfand ich es dann: Irgend etwas störte mich ununterbrochen und beständig in meiner herbeigeführten Ruhe. Schließlich erkannte ich Kay, welcher an meinem Bett stehend besorgt auf mich einredete.

Mühevoll versuchte ich zu antworten, meine Zunge gehorchte mir nicht, ich lallte irgend etwas Unverständliches und dies machte Kay nur noch besorgter. Schwach erinnere ich mich heute, dass ich schwerfällig auf einige seiner mich so störenden Fragen antwortete: „ Nein ich habe keinen anderen Mann lieb, wenn überhaupt, dann Papa Frieder. Diesen aber mag ich wie einen Vater. Doch nun ist ja alles egal, es stört mich nichts mehr. Warum nicht? Nun wegen der Tabletten. Welche ? Na, die ich geschluckt habe. Viele? Ja alle aus der Schachtel.- Ja das ist die Schachtel – ach nun lass mich doch endlich weiter schlafen. ” Aber Kay schleppte mich wie ein Kind auf dem Arm tragend ins Bad. Dort musste ich furchtbar salzig schmeckendes Wasser trinken. Ich weigerte mich, doch Kay ließ nicht locker. Wieder und wieder hielt er mir das Glas an die Lippen – bis ich mich schließlich erbrach. Diese Prozedur wiederholte mein Mann mehrmals mit mir. Während ich völlig schlapp und erschöpft in seinen Armen hing, tröstete er mich: „ So nun haben wir es wohl geschafft, dieses ganze Zeug müsste nun wieder raus sein. ”   Kaum, dass er mich ins Bett gleiten ließ schlief ich schon wieder fest ein. Doch für Kay wurde es eine schlaflose Nacht. Besorgt überwachte er Stunde für Stunde meine Atmung.  Zum Grübeln und Nachdenken blieb ihm dabei aber dennoch genügend Zeit.

 Spät am Nachmittag des folgenden Tages erwachte ich mit einem riesigen Brummschädel. Beschämt erinnerte ich mich – die Kopfschmerzen stammten nicht vom Alkohol . Voller Scheu blinzelte ich zu Kay, welcher sich zu mir ans Bett gesetzt hatte und meine Hand streichelte. Musste ich mit unangenehmen Konsequenzen nach dieser, mir nun furchtbar peinlichen Kurzschlusshandlung des gestrigen Tages rechnen? 

 Doch Kay umsorgte mich in inniger Liebe. Als ich zaghaft meinte: „Da habe ich wohl etwas ziemlich Dummes gemacht? ”, nahm er  mich in die Arme und sagte leise aber bestimmt: „ Jetzt versuche mal den gestrigen Tag zu vergessen und erhole dich erst einmal. Wir werden später darüber reden, damit ich deine Beweggründe verstehe und wir eine Wiederholung verhindern können. Glaube mir, wir beide bekommen das schon in den Griff, mein Schatzilein.”

 Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen, hatte ich doch befürchtet, mein Mann würde mir dringend raten den Stationsarzt des Fachkrankenhauses aufzusuchen. Aber allein schon bei dem Gedanken dort nochmals ein halbes Jahr Therapiezeit verbringen zu müssen, sträubten sich mir die Haare. Stationär wollte ich nie wieder in dieser Einrichtung untergebracht werden.

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